Niederlage

Antoine de Saint-Exupéry sagt: „Die Niederlage kann sich als der einzige Weg zur Erneuerung erweisen – trotz ihrer Hässlichkeit.“ Dreimal hat die SPD und ihren Kanzlerkandidaten Martin Schulz nun nach Landtagswahlen im Saarland, in Schleswig-Holstein und in NRW je ein fulminanter „Leberhaken“ (seine eigenen Worte) erwischt. Aber was hat sich seine SPD wohl dabei gedacht, ihn das Desaster am NRW-Wahlabend so kommentieren zu lassen: Umringt von SPD-Vize Stegner, SPD-Vize Schäfer-Gümbel, Berlins SPD-Bürgermeister Müller und SPD-Generalsekretärin Barley, alle mit Mundwinkeln, die ein umgedrehtes U formten. Es war ein Bild des Jammers. Eine solche Trauer-Kulisse hatte nicht mal Martin Schulz verdient, den die Medien vor wenigen Wochen noch als „Heiligen von Würselen“, als „Gottkanzler“ oder als Sonnen-umstrahlten Sankt Martin (der „SPIEGEL“) feierten.
Was lehrt der jüngste Infarkt in der Herzkammer der SPD?
1. Dass Schulz seine hohle Phrase von der „sozialen Gerechtigkeit“ dringend mit Fakten und Vorschlägen unterfüttern muss. Wenn er nicht schleunigst Belege für eine massenhafte Ungerechtigkeit in einem Lande vorlegt, in dem sich offenbar die meisten Deutschen sehr wohl fühlen, wird er es sehr schwer haben.
2. Er braucht dringend namhafte Mitstreiter an seiner Seite, nicht Leute, die sich wegducken wie Gabriel, Zypris oder Manuela Schwesig oder solche Figuren des Untergangs wie die Ex-SPD-Regierungschefs Albig (Schleswig-Holstein) und Hannelore Kraft (NRW), die sich nach verlorenem Spiel schmählich von dannen machen.
3. Er muss sich entscheiden, ob er wie an der Saar nach wie vor auch im Bund von einem rot-rot-grünen Bündnis träumen oder den Kampf um die Mitte der Gesellschaft aufnehmen will, wo Wahlen gewonnen werden, wie Gerhard Schröder wusste und Angela Merkel weiß.
4. Er muss Bescheidenheit zeigen und dazu beitragen, dass Leute wieder eingefangen werden, die sich an Schulz-Hype, Schulz-Zug und Schulz-Götterdämmerung besoffen trinken. Wer Ballons zu stark aufbläst, muss wissen, dass sie am Ende platzen.
5. Er muss der Weltpolitikerin Angela Merkel eine tragfähige außenpolitische Agenda entgegensetzen.
6. Er braucht eine überzeugende Kabinetts-Liste, und er sollte seine Kandidaten nicht zu spät vorstellen.
7. Er sollte ein gutes Verhältnis zu einer immer mehr erstarkenden FDP herstellen; er könnte sie im Bund als Partner brauchen, wenn die Liberalen nicht wie einst Westerwelle wieder übermütig werden. Aber wenn ihr neuer Frontmann Christian Lindner ruhig und besonnen weiter arbeitet wie bisher sollte die FDP wieder als Bereicherung in den Bundestag einziehen.
8. Er muss wie auch andere scharf gegen die unsäglichen Populisten der AFD kämpfen, die auch am Fleisch seiner SPD nagen.
9. Er sollte darauf achten, dass es ein fairer Wahlkampf wird, ohne Fake-News und Schläge unter die Gürtellinie /was auch für alle anderen Parteien gilt.
10. Und er sollte nicht vergessen, immer wieder anzuerkennen, was so viele seiner Landsleute an ehrenamtlichem Einsatz für diesen Staat leisten, bei der Integration der zahllosen Flüchtlinge, in Schulen, Vereinen, Tafeln oder kirchlichen Einrichtungen.
Wenn er sich so neu erfindet könnte Saint-Exupéry recht behalten, dass in der Niederlage der Weg zum Sieg beschrieben ist.

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