Archiv für den Monat: Januar 2017

Der Dorfschulze

In ganz früheren Zeiten war der Dorfschulze ein respektierter Mann, er war sozusagen der „Vorsteher einer Gemeinschaft.“ Als solcher, als sozusagen „Dorfschulze der SPD“, gerierte sich bei seiner Vorstellung jetzt der neue Kanzlerkandidat der SPD. Und sein erster Auftritt war auch ganz im Sinne eines Dorfschulzen: Respektabel. Nun wird man abwarten müssen, ob er seiner neuen Rolle auch künftig gerecht wird. Die SPD jedenfalls feiert ihn schon als „heiligen Sankt Martin“. Falls er selbst gesteckten Zielen gerecht werden sollte, wird Angela Merkel sich etwas einfallen lassen müssen: Einfaches Aussitzen und eine weitere Einschläferung der Wähler wird dann nicht zum Sieg reichen.

Trumpeltier

Goethe sagte einst schon: „Wir verzärtelten, unerfahrenen Menschen schreien bei jeder fremden Heuschrecke, die uns begegnet: Herr, sie will uns fressen.“. Nun darf man bei Donald Trump, der Brüssel für ein schönes Land hält, voraussetzen, dass er Goethe nicht kennt. Aber offenbar hält er jeden Fremden, der seinen Fuß in sein Land setzt, für eine gefräßige Heuschrecke. Dabei müssten ihm Heuschrecken doch eigentlich ganz sympathisch sein, denn seine Spezies stammen doch aus jenen Finanzbereichen, die Franz Müntefering selig einst als Heuschrecken brandmarkte. Aber es ist wie immer bei Trump: Widersprüche über Widersprüche, und wo das Trumpeltier hintritt, das wächst kein Gras mehr.

Höckerkamel

Ein russisches Sprichwort lautet: „Ein Dummkopf entlarvt sich oft allein durch sein Geschrei.“ Er hat wieder laut seine Hasstiraden herausgeschrienen, dieser unsägliche thüringische Parteichef der AFD, Bernd Höcke. Das Holocaust-Mahnmal nannte er ein „Denkmal der Schande in der deutschen Hauptstadt“ und das Gedenken an den millonenfachen Judenmord eine „dämliche Bewältigungspolitik“. Und die Konsequenzen: Vorerst keine. Für einen Rausschmiss der Scharfmachers war der AFD-Vorstand zu feige. Das Höcke(r)Kamel hat ja auch das Parteiprogramm getreulich erfüllt: Erst provozieren, was das Zeug hält, dann einen halben Schlag zurückrudern. Etwas bleibt schließlich immer hängen. Die AFD-Bundeschefin Frauke Petry stand diese Woche gemeinsam mit der französischen Radikalen-Chefin Marine Le Pen und dem holländischen Hetzer Geert Wilders in der Koblenzer Rhein-Main-Halle auf der Bühne, lauschte andächtig den Hurra-Rufen ihrer Anhänger auf Donald Trump. Hinter ihnen feixte Petrys neuer Ehemann, NRW-AFD-Chef Marcus Pretzell und brüllte ins Mikrofon: „Das neue Europa, die neuen Staats-und Regierungschefs Europas, haben sich hier in Teilen versammelt.“ Derselbe Pretzell, der sich jüngst auf seiner umstrittenen Reise auf die besetzte Krim von seinen russischen Gastgebern hatte aushalten lassen und als Dank ein Ende der der EU-Sanktionen gegen Russland gefordert hatte. Petry, Pretzell, Höcke: Welch ein Trio verblendeter, nationalistischer, rassistischer Kumpanei! Wie sagt Bert Brecht: „Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.“

Peterchens Mondfahrt

Da macht die Kölner Polizei in der Silvesternacht im Gegensatz zu 2015 nun mal alles richtig. Nur schreibt sie in einem Vermerk, sie habe nordafrikanische Asylbewerber überprüft, jene Männergruppen also, die im Vorjahr durch massenhafte sexuelle Straftaten und Diebstähle aufgefallen waren. Und schon schreit die grüne Parteivorsitzende Simone Peter auf, jammert anklagend von rassistischem Vorgehen der Beamten. Ja, wo sind wir denn? Diese ideologische Mondfahrt der grünen Gutmenschin dürfte ihrer Partei einige Sympathien und Stimmen kosten. Zum Glück erhielt sie massiven Gegenwind von Union, SPD, FPD und den vernünftigen Teilen ihrer eigenen Partei. Die Besucher der Kölner Silvesternacht jedenfalls waren erleichtert, beruhigt und hatten Spaß. Simone Peter wäre es wahrscheinlich lieber gewesen, die nordafrikanischen Männer hätten auch wieder ihren Spaß gehabt – wie 2015.